Ergotherapie
Mit der neurologischen-neurochirurgischen Frührehabilitation beginnt die subakute Phase einer systematischen und komplexen Rehabilitation. Sie ist als Schnittstelle zwischen intensivmedizinischer Versorgung und rehabilitationsmedizinischer Maßnahmen zu verstehen.
In der Ergotherapie steht der Patient mit seinen durch die Hirnschädigung erlittenen vielschichtigen Einschränkungen im Zentrum des Handelns. Der therapeutische Schwerpunkt liegt in der Ergotherapie darin, dass der Patient seine Handlungsfähigkeit für seinen persönlichen Alltag wiedererlangt. Diese umfasst die körperliche Selbstversorgung wie Körperhygiene und das Ankleiden. Weiter gilt es die größtmögliche Selbstständigkeit im Alltag zu fördern und somit eine eigenständige Lebensführung zu ermöglichen. Zu Beginn der Behandlung steht die ergotherapeutische Befundaufnahme und daraus wird innerhalb eines multiprofessionellen Teams ein individueller patientenorientierter Behandlungsplan erstellt.
Dieser Plan wird dynamisch an das Potenzial des Patienten angepasst. Die Behandlungen werden sowohl in Einzel-, wie auch in interdisziplinären Doppeltherapien durchgeführt. In wöchentlich stattfindenden interdisziplinären Teambesprechungen werden in Anlehnung an die internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (kurz ICF) Wochen-, und langfristige Rehabilitationsziele festgelegt.
Unter folgender Zielsetzung arbeiten wir innerhalb der Ergotherapie:
Zielesetzung der Ergotherapie |
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- Förderung, einer für die Therapie und den Alltag ausreichenden Vigilanz
- Stabilisation der Kreislauffunktion
- Erarbeiten und Fördern der Körper-Körper sowie der Körper-raumwahrnehmung
- Aktivierung der posturalen Haltungskontrolle als Basis sämtlicher Bewegungen gegen die Schwerkraft
- Förderung selektiver Bewegungen
- Hemmung und Abbau pathologischer Haltungs- und Bewegungsmuster und Funktionsanbahnung normaler Bewegung
- Regulation des Muskeltonus
- Atemtherapeutische Maßnahmen zur Sekretmobilisation, Atemwahrnehmung und Stabilisation der pulmonalen Situation
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Verbesserung von neuropsychologischen Defiziten und Einschränkungen der kognitiven Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit, Konzentration, Merkfähigkeit, Gedächtnis, räumlich konstruktiven Fähigkeiten, Handlungsplanung, verschiedener Formen der Agnosie
- Sensorische Integration: Körperschema, Körperimago
- Verbesserung von Störungen der Grob– und Feinmotorik zur Stabilisation sensomotorischer Funktionen
- Erlernen zielführender physiologischer Kompensationsstrategien
- sozio-emotionale Fähigkeiten entwickeln (Kommunikation, Affekte)
- Förderung der größtmöglichen Selbständigkeit im Alltag
- geeignete Hilfsmittelberatung und –Versorgung
- Integration in Familie und Umwelt, einschließlich der intensiven Auseinandersetzung mit den bleibenden Defiziten
- Selbstwert und Identität fördern bzw. stärken
- Beraten, Anleiten und Schulen der Angehörigen im Umgang mit dem Patienten
Innerhalb der Behandlung unserer neurologischen Patienten nutzen wir verschiedene neurophysiologische Therapiekonzepte. In unserer Abteilung wird maßgeblich nach dem Bobath-Konzept gearbeitet.
Die Kenntnisse über normale Bewegung und den aktuellen Stand der Neurophysiologie benötigen wir, um durch Fazilitation die Haltungskontrolle und selektiven Bewegungen zu verbessern. Für die bestmögliche leitliniengestützte Therapie unserer Patienten werden nach und nach evidenzbasierte Therapieansätze implementiert.
Angepasst an die individuellen Fähigkeiten stehen verschiedene ergotherapeutische Behandlungsmethoden zur Verfügung.
Ergotherapeutische Behandlungsmethoden |
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Ganzheitliche Sichtweise unter Berücksichtigung der:
- Beziehung zwischen Individuum, Umwelt, Aktivität und Partizipation
- Motorisch funktionelle Behandlung nach Bobath und PNF
- Vertikalisierung mittels des Erigos (innovatives Frühmobilisationsgerät)
- Gleichgewichtstraining
- Kopfschutzhelm- und Castingschienenversorgung in Kombination mit Botulinum - Toxin Injektionen
- Bewegungsbad
- Spiegeltherapie
- Sensorische Integrationstherapie bei Störungen der Wahrnehmungsfähigkeit und - verarbeitung
- kognitiv therapeutische Übungen
- Basale Stimulation
- repetitives aufgabenorientiertes sensomotorisches Training nach den Prinzipien des motorischen Lernens
- HODT (handlungsorientierte Diagnostik und Therapie Hirnleistungstraining
- ADL-Training (z.B. An - und Auskleiden, Mahlzeiten einnehmen, Trainingsküche, Körperhygiene)
- Unterstützende Therapie des Facio-oralen-Trakts
Fachliche Leitung Therapie
Sebastian Lass
E-Mail: Fachliche Leitung Therapie
Telefon: 05671 5072-8740